Von ersten Spuren bis ins Mittelalter
Um 1000 v. Ch. führte wahrscheinlich eine Handelsstrasse der Veneter vom Hafen Morges-St.-Sulpice durch das Wangental und weiter in Richtung Oberer Hauenstein. Über eine damalige Besiedlung finden sich bis heute keine Angaben. Trotzdem kann auf Grund verschiedener Erkenntnisse davon ausgegangen werden, dass die Strasse durch das Wangental – und damit durch Oberwangen – eine nicht zu unterschätzende Verkehrsader darstellte.
Römische Zeit 100 bis 300 Jahre n. Chr.
Grabungen im Sommer 2000 brachten einen Teil eines römischen Gutshofes aus den Jahren 100 bis 300 n. Chr. zum Vorschein. Schon 1935/36 kamen auf dem Cheerhübeli römische Ziegelreste und einige Keramikscherben an den Tag. Diese Scherben können trotz ihres Fundortes (Cheerhübeli) dem Gutshof «Im Gschick» zugeordnet werden. Römische Gutshöfe waren in unserem Gebiet (Bümpliz/Nieder- und neu Oberwangen, usw.) zwischen dem 1. und 3. Jahrhundert n. Chr. keine Seltenheit. Ein römischer Gutshof war ein Landwirtschaftsbetrieb mit Herrenhaus, Wirtschaftsgebäude und Gesinderäumen.
Völkerwanderung 500 bis 700 n. Chr.
Ebenfalls in der Grabung im Jahre 2000 kamen neben dem römischen Gebäude über vierzig Skelette der Völkerwanderungszeit (Zw. 500 – 700 n. Chr.) zum Vorschein. Es sind dies Gräber der Burgunder. Im Jahr 609/10 n. Chr. soll eine Schlacht bei «Wangas» stattgefunden haben.
Die Gräber könnten mit dieser Schlacht in Zusammenhang gebracht werden. Es finden sich im Wangental und in der Umgebung sehr viele Gräber dieser Zeit. Die Gräber «Im Gschick» weisen Beigaben auf (Schwerter, Gürtelschnallen, Schmuck, usw.)
Die Herren von Egerdon
1248 Ober-Wangen wird erstmals urkundlich erwähnt.
Um 1200 besitzt die Familie von Egerdon, die Dienstmänner der Grafen von Neuenburg waren, grosse Teile der unteren Hälfte der Gemeinde Köniz, so den ganzen Gurten, die Güter zu Setibuch, das Dorf Egerdon (zwischen Herzwil und Liebewil), und das Wangental. Um 1300 obwohl zu amtlichen Würden gekommen, gelangt die Familie immer mehr in finanzielle Schwierigkeiten. Es werden nach und nach Güter verkauft oder verschenkt (zum Heil ihrer Seelen). Sie besassen auch ein Haus an der Herrengasse (früher Egerdon-Gasse). 1312 Egerdon verkauft den ganzen Gurten samt Burg dem Deutschen Orden für 600 Pfund. 1336 stirbt der letzte männliche Spross.
Zur Herkunft des Namens Oberwangen
Den Namen Wangen treffen wir auf dem Gebiet der Schweiz an mehreren Orten an. Für den Wortstamm „Wangen“ finden sich verschiedene Erklärungen:
Das Feld, die geneigte Feldfläche
wang | Aue, grasiges Gefielde ohne menschlichen Anbau |
wangen | Sumpfiger Hügel |
Sanft geneigter Abhang | |
Vergleichen können wir auch mit: | |
wang (altengl.) | Feld |
vang (schwed.) | Feldchen |
vangr (altisl.) | Feld, eingefriedeter Platz. |
Um 1298 soll sich im sogenannten „Jammertal“ eine Schlacht zwischen Berner und Freiburger zugetragen haben. In der Folge des Bernischen Sieges sei der Wohnturm auf dem Kehrhübeli zerstört worden.
Um 1300 gelangt die Kapelle erst an die Brüder zum HI. Geist in Bern, später um 1316 an das Deutschordenshaus Köniz.Mit den Stürmen der Reformation verschwindet die Kapelle auf Geheiss des bernischen Rates 1528 vom Erdboden.
Etappen auf dem Weg in die Neuzeit
- 1602 die Mühle in Oberwangen taucht urkundlich erstmals auf, als der Müller Christian Wyss der Obrigkeit eine Waldparzelle verkauft.
- 1606 das Chorgerichtsmanual von Köniz erwähnt erstmals eine Wirtschaft in Wangen.
- 1650 das Chorgerichtsmanual erwähnt erstmals einen Lehrer in Wangen.
- 1684 Hauptmann Burren, Seckelmeister Stryt und Bendicht Schären erhalten als Beauftragte des Chorgerichtes von Köniz den Auftrag, zusammen mit dem Pfarrer zu Köniz den Platz für das Schulhaus zu besichtigen und es zu bauen.
- 1798 Einfall der Franzosen. Im Rahmen der Schlacht von Neuenegg stossen französische Truppen bis Oberwangen vor. Hier wurden sie von eilig zusammengezogenen Reserven bis Neuegg zurückgeworfen. Die Kapitulation nach der Niederlage beim Grauholz besiegelte jedoch das Ende der Kämpfe und damit den Untergang des „Alten Berns“.
- 1860 Bau eines neuen Schulhauses an der heutigen Feldackerstrasse.
- 1860 Bau der ersten Eisenbahnlinie durch das Wangental durch die «Chemin de fer Berne-Fribourg-Lausanne». Oberwangen erhielt (vorerst) keine Haltestelle.
Rasche Entwicklung im 20. Jahrhundert
- 1901 Das Wangental wird zur selbständigen Pfarrei. Der Pfarrer verfügt weder über eine Kirche noch ein Pfarrhaus. Die Predigt findet jeweils im Schulhaus statt.
- 1902 Eröffnung des Friedhofes. 1903 Nach einigen Besitzerwechseln geht die Bahn durch das Wangental an die SBB.
- 1903 Am 19. April wird ein sog. Bezirksverein für das Wangental gegründet. Anlässlich der Gründungsversammlung wird auch über die Einführung der Elektrizität im Wangental diskutiert. Ein Vertrag mit dem Elektrizitätswerk Hauterive wird angenommen. 1904 Zur Diskussion liegt dem Bezirksverein ein Projekt über den Bau eines Pfarrhauses (in Niederscherli) und zweier Kapellen (in Oberwangen und Niederscherli) vor.
- 1911 Bau der Kirche in Oberwangen durch den Münsterbaumeister Karl Indermühle.
- 1914 Eröffnung der ersten offiziellen Postablage in Oberwangen. Zum Ablagehalter und Briefträger wird ernannt: Niklaus Michel, geb. 1888, von Köniz, Jahresbesoldung Fr. 1’420.- und Fr. 120.- für Sonntagsdienst. Das Postlokal befindet sich im Haus Baumgartner.
- 1914 Die Eisenbahnlinie Bern-Thörishaus wird doppelspurig. 1924 Die Einwohner von Oberwangen gelangen via Gemeinderat an die SBB. Sie fordern die Errichtung einer Station in Oberwangen. Auch 1924 wird das Gesuch mit dem Hinweis auf die kurzen Anmarschwege nach Thörishaus und Niederwangen zurückgewiesen.
- 1927 Elektrifizierung der Eisenbahnlinie Bern-Romont.
- 1927 Mit Nachdruck verlangen die Oberwängeler ihre Bahnstation. Man beteiligt sich mit «freiwilligen» Spenden an den Kosten. Grundeigentümer entrichten 20% der Brandversicherung, Erwerbstätige 2% ihres Einkommens.
- 1928 Einweihung der Bahnstation Oberwangen.
- 1929 Mit dem «Sammel-Überschuss» wird am 2. März der Ortsverein gegründet.
- 1935 Entdeckung der Ruine auf dem Cheerhübeli
- 1940 Bau des jetzigen Schulhauses. 1948 Neben die Kirche werden noch ein Pfarrhaus und ein Kirchgemeindesaal gebaut.
- 1949 «Oberwangen wie von Artilleriefeuer verwüstet» meldet eine Zeitung. In der damaligen Zaugg-Grube ereignet sich ein Sprengunfall. Zahlreiche Häuser werden stark beschädigt. Steine und Felsbrocken fliegen bis beinahe zur SBB-Linie hinunter.
- 1960 Generelles Projekt einer Linienführung der N 12 Bern-Vevey durch das Wangental.
- 1965 Genehmigung der Wangentalvariante durch den Bundesrat. 1970 «Erster Spatenstich» an der N12 auf Berner Boden.
- 1974 Inverkehrsetzung der Überführung Freiburgstrasse-Wangentalstrasse.
- 1978 Eröffnung der Autobahn N12.
- 1980 Sypcherfest zum Wiederaufbau des 400-500 Jahre alten Spychers in Oberwangen. Ab Mitte 80er Jahre beginnt eine rege Bautätigkeit in Oberwangen (Wanderareal, Gschick, Fust, Inselrain). Damit verbunden ist eine fast Verdoppelung der Einwohnerzahl.
- 1987 Einweihung der Mehrzweck-, Zivilschutz- und Feuerwehranlage.
1. Wangenmärit anlässlich MZH-Einweihung. Dieser Märit findet seither jährlich statt.