Schule

Schulgeschichte: Erste Schritte

Oberwangen hatte schon früh eine Schule. Ihren genauen Standort kennen wir nicht. Die erste Notiz über ein Schulhaus findet sich im Chorgerichtsmanual von Köniz: 1684 am 10.Februar erhalten in der Sitzung des Chorgerichts Hauptmann Burren, Seckelmeister Stryt und Bendicht Schären den Auftrag, mit dem Pfarrer in Wangen den Platz zu besichtigen, wo das Schulhaus stehen «solle und andere nöthige Anstalt zu thun» (d.h. den Bau zu veranlassen).
Schule gehalten wurde in Oberwangen aber schon früher. Die Lehrer wurden jeweils im Herbst für einen Winter gewählt. Ihre Namen sind nur unvollständig erhalten, wir kennen sie meist nur, wenn sie der Obrigkeit aufgefallen sind oder auf Grund besonderer Vorfälle.

  • 1650 Ulli Kurtz, der vom Chorgericht wegen seines liederlichen Lebenswandels oft ermahnt und bestraft werden musste. Wahrscheinlich durfte er trotzdem lehren, weil damit seine Familie unterstützt wurde.
  • 1685 wurde Hans Wäber in Oberwangen wegen Gebrechlichkeit ersetzt durch Ulli Wyniger von Niederwangen.
  • 1689 Niclaus Dietricht der Wagner daselbst war Vorsinger in der Kirche.
  • 1691 Jacob Balsiger, Schulmeister.
  • 1696 Daniel Grass, hat einen Tag lang die Schule «unbefragt quittiert». Habe sich zu Bern «vollgetrunken und darbey geschworen». Wenn er sich nicht «augenblicklich bessere und der schul abwarte», werde man ihn vor der Beendigung der Schule ohne Entlöhnung verstossen.
  • 1720 wird Niclaus Jänk als Schulmeister von Oberwangen erwähnt.
  • 1742 berichtet ein Notariatsprotokoll von einem «Gschick» (kleines Heimwesen), das dem Ulrich Müller sel., Lieutnant und Schulmeister zu Oberwangen gehört hatte.
  • 1744 ein Streit um die Lieferung des Schulholzes im Wangenviertel, der während dreier Jahre viel zu reden gab. Das Schulholz musste von den Güterbesitzern abwechslungsweise geliefert werden.
  • 1758 «Ulli Gurtner in der Wangen Schul». 1769 findet sich wieder ein Eintrag zu Ulli Gurtner. Die Leute sind unzufrieden, weil er «die Kinder ungestüm tractiert». Liederlicher Lebenswandel, «in viele Prozess verwickelt». Sie wollen die Kinder nicht mehr zu ihm in die Schule schicken. An seine Stelle wird gewählt, Bendicht Hänni von Schliern, in der Leimeren wohnhaft.
  • Ab 1780 ist die Schulgeschichte nahezu vollständig erhalten.
  • 1780 Pfarrbericht des Johann Rudolf Wiegsam (Pfarrer zu Köniz): Damals bestanden 5 Schulen in der Gemeinde. Natürlich waren alles Gesamtschulen. Wangen hatte damals 52 Kinder. Unterricht in den Könizer Schulen. Im Winter alle Tage vormittags 3 und nachmittags 2 Stunden. Im Sommer nur Samstags vormittags. Lehrer «höchst elend bezahlt». In Wangen betrug das Einkommen des Schulmeisters: Geld = 14 Kronen, Korn = 24 1/2 Mäss; keine Behausung, doch «etwas Herd von 3 Kronen wärth». Die Lehrer müssen das Korn «Imy und halb Mäsweis von den Bauren und Tauwnern (Taglöhnern) zusammentragen». Wiegsam bedauert, dass die Schulmeister von den Schulen entfernt wohnen.

1799 Die Stapfersche Schulenquête zu Oberwangen

Der Erziehungsminister der Helvetischen Republik, Philipp Albert Stapfer, befragte dannzumal mit einem standardisierten Fragebogen alle Lehrpersonen des Niederen Schulwesens der damaligen Schweiz. Folgendes Bild ergab sich für Oberwangen:

  • Der Schulmeister schreibt, zum Schulbezirk gehören «Oberwangen, Niederwangen, Ried, Herzweil, Liebenwil, Grafenried, Dörishaus, Halen, Schorgassen, Eichholtz, Wangenhaubel.» 89 Häuser, 97 Kinder. In der Schule wird gelehrt «Auswendiglernen, Fragen (Heidelberger Kathechismus), Psallmen, Festlieder, Läsen, Schreiben.» Die Schule dauert von Martini bis Ostern (St. Martinstag 11. November). Schulbücher sind:Fragenbücher, Psallmenbuch, Kinderbibel und Testament.Täglich 4 Stunden Schule, vormittags und nachmittags je 2 Stunden.
  • Der Schulmeister Bendicht Hänni, 61 Jahre alt, seit 29 Jahren Schullehrer, von «Dörishaus» war vorher in der Leimeren Landwirt. Im Winter besuchen 46 Knaben und 51 Mädchen die Schule, im Sommer zwischen 20 und 40 Knaben und Mädchen.
  • Das Schulhaus ist baufällig. Neben der Schulstube befindet sich noch ein Nebenstübli.
  • Lohn: 30 Kronen, 25 Mäss Korn, Holz nach Bedarf, «1/4 Juchart Erdrich».

Im 19. Jahrhundert: Prekäres Umfeld

  • 1801 Wahl von Schulmeister Jakob Kräuchi von Bäriswil, 28 Jahre alt. Küfer, Schulmeister auf Eggerberg bei Mühleberg.
  • 1817 versammelten sich die Güterbesitzer der Viertelsgemeinde Wangen im Wirtshaus daselbst unter Vorsitz von Gerichtsstatthalter Winzenried von Herzwil. Sie stellen eine neue Ordnung für die Ablieferung des Schulholzes für die nächsten 10 Jahre auf. Dem Schulmeister Kräuchi soll jährlich 6 Klafter Tannenholz für den Schulofen und der Rest für ihn selber geliefert werden. Bei Lehrerwechsel dem neuen einstweilen 5 Klafter. Der Kilchmeier zieht eine Teil ein. Das Holz wird angekauft. Alt Grossrat Burren verpflichtet sich, dasselbe für 8 Schweizerfranken per Klafter ins Schulhaus zu liefern.
  • 1826 als Schulmeister wird gewählt, Johann Rentsch von Oberwangen, Schulmeister in Meikirch, 30 Jahre alt, verheiratet, Vater von 4 Kindern, patentiert 1815, war Zögling bei Normallehrer Aebi (noch kein Seminar).
  • 1827 Meldung des Pfarrers vom Mai, dass in Wangen ein neues Schulhaus gebaut und im kommenden Winter bezogen werde.
  • 1832 ist Johann Rentsch und ein Gehülfe erwähnt. Wegen der hohen Kinderzahl stellte man nur im Winter einen «Gehülfen» an, meist einen jungen, gescheiten Burschen, der manchmal später selber Lehrer werden sollte. Deshalb ist in Wangen nun eine obere und untere Schule erwähnt. Knaben 104, Mädchen 118. 1836 Wangen Schulkinder 232. Anwesend waren im Winter täglich durchschnittlich 180, im Sommer 44.
  • 1837 Anstellung eines Unterlehrers statt des Gehülfen. Gewählt wurde Samuel Balmer, Sohn des Lehrers Balmer zu Laupen (der selber Lehrernormalkurse gab). 18 Jahre alt. 1837 gibt der Schulkommissär Dr. Hodel einen Bericht über die Lehrer und lobt Johann Rentsch als einen fähigen Mann. Er war auch Organist.
  • 1860 am 16. Januar wurde das alte Schulhaus an einer öffentlichen Versteigerung zum Abbrechen für die Summe von Fr. 2’000.— veräussert.Der Erlös wurde für Landankauf und den Neubau verwendet. Das neue Schulhaus steht grösstenteils auf dem Platz des alten. Gesamtkosten: Fr. 23’705.35.
  • 1861 Johann Rentsch, seit 35 Jahren Oberlehrer in Oberwangen, wünscht Versetzung an die Mittelschule.Wechsel mit Herrn Feller. Die Schule wurde ihm wahrscheinlich wegen Alters zu anstrengend. Die Schule war nun dreiteilig. Löhne immer noch schlecht!
  • 1862 wurde als wahrscheinlich erste Lehrerin Jungfer Elise Krebs, Lehrerin in Belp, gewählt. 1867 folgte Susanna Maria Gylam von Aarwangen, bisher Lehrerin in Fraubrunnen.
  • 1876 der Sohn Jakob Rentsch war Lehrer in Köniz, im Seminar ausgebildet. Er liess sich 1876 nach Oberwangen versetzen. 1885 Jakob Rentsch entschuldigt sich bei der Erziehungsdirektion, dass er den Rodel zu spät eingesandt und einige Fehler gemacht habe.Der Schulinspektor hat ihm deshalb die Staatszulage nicht angewiesen. Schulmeister Rentsch schreibt. «Ich ersuche Sie daher freundlichst Herr Direktor, für mich ein freundliches Wort zu verwenden, dass mir altem armen Lehrer mein sauerverdientes Geld zukomme.» Dies ist ein Beispiel der damaligen Bedürftigkeit der Lehrer.
  • 1888 erhalten die Schulbezirke der Gemeinde Köniz, so auch Oberwangen, eigene Schulkommissionen. 1925 die Schulkommission Oberwangen beschwert sich in einem Brief an den Gemeinderat: «Für das Wangental sei immer das wenigste gut genug.»

20. Jahrhundert: Auf dem Weg zur modernen Schule

  • 1926 in Oberwangen findet ein Hauswirtschaftlicher Unterricht statt. Die Schulkommission befasst sich mit einem sehr «ernsten» Problem: «Blochbürste, Lehrer X bringt die Bemerkung an, dass schon seit einiger Zeit im Gang eine Blochbürste sei und fragt an was mit dieser geschehen soll. Auf Antrag Y wird beschlossen die Bürste auf den Estrich zustellen.»
  • 1934 «Für die Renovation unseres Schulhauses ist ein Kredit von Fr. 5000.— gesprochen worden.» Die Kommission und die Lehrerschaft sind einhellig der Auffassung, dass dieser Trostbatzen nicht unnützer begraben werden könne, als in unserem baufälligen, wurmstichigen und unsänitären Schulhause.
  • 1935 Mitglied Dürig orientiert über die Verhandlungen im Grossen Gemeinderat, die Schulhausfrage betreffend, welche darauf hinauslaufen, dass unser Schulhaus in mehreren Etappen renoviert werden soll. Die Kommission ist gegen eine Renovation, da damit bei weitem nicht alle Mängel zu beheben seien.
  • 1938 anlässlich einer Sitzung der Zentralschulkommission orientiert Präsident Bürgi, dass der Gemeinderat beschlossen habe, ein Projekt «Schulhaus Oberwangen» ausarbeiten zu lassen.
  • 1939 der Kostenvoranschlag beläuft sich ohne Mobiliar auf Fr. 333’000.-. Es ist geplant, die Heizung für Holzfeuerung einzurichten.
  • 1939 «die Frage des Schulhausbaues in Oberwangen ist in ein neues Stadium übergeführt worden dadurch, dass der Gemeinderat Herrn Beyeler für die Erstellung eines dritten Projektes Auftrag erteilte.»Die Kosten für Projekt 2 beliefen sich auf Fr. 281’000.-.Projekt 3 soll billiger werden.
  • 1940 am 30. August wird in Oberwangen «Aufrichte» gefeiert. Es ist möglich, «im kommenden Winter ein Lokal für den Unterrichte zur Verfügung stellen zu können». 1941 am Sonntag, den 14. September kann das neue Schulhaus in Oberwangen eingeweiht werden. Zwischenzeitlich wurden am und im Schulhaus mehrfach Renovations- und Umbauarbeiten ausgeführt.Schwankende Schülerzahlen und neue Unterrichtsformen erforderten immer wieder Änderungen und Anpassungen.
  • 1987 erhält Oberwangen eine Mehrzweckanlage. Einerseits steht der Schule nun eine eigene Turnhalle zur Verfügung, andererseits wird die Halle intensiv von Sportvereinen genutzt. Auch für öffentliche und private Anlässe steht nun ein grosser Saal mit entsprechender Infrastruktur zur Verfügung.

Die Recherchen zur Schulgeschichte wurden von Frl. Frieda Hurni in freundlicher Weise unterstützt. Die Unterlagen zur Schulchronik von 1650 bis 1888 stammen aus ihrem Material «Schulgeschichte der Gemeinde Köniz».